Die Sezession Oberschwaben Bodensee (SOB) sah sich Jahrzehnte als "die repräsentative Künstlervereinigung" der Landschaft zwischen Donau, Bodensee und Hochrhein. Die Feuilletons bestätigten ihr
diesen Anspruch, auch wenn einzelne Kritiker manche Namen unter den Mitgliedern vermissten. Aber mit der SOB entstand ein wie immer lockeres Beziehungsgeflecht zwischen den Einzelgängern, sie
förderte die Wahrnehmung als Kunst einer Landschaft, mit ihr bildete sich regionale Kunst-Öffentlichkeit. Wie sehr sie Focus einer regionalen Kunstszene war, bemerkt man erst so recht, seit es
sie nicht mehr gibt. Wenn regionale Kunstgeschichte in der Moderne überhaupt noch möglich ist, ohne die SOB ließe sie sich hierzulande nicht fassen. Die Geschichte der SOB ist wesentlicher Teil
neuerer Kulturgeschichte dieses Raums. 1947 wurde diese Künstlervereinigung gegründet, 1985 lud sie zu ihrer letzten Ausstellung ein. Das 50-jährige Jubiläum 1997 nahm die damals
neugegründete "Gesellschaft Oberschwaben für Geschichte und Kultur" zum Anlass für einen sich vergewissernden kritischen Rückblick, als Anstoß zur Frage, was regionale kulturelle Identität,
Landschaftsbewusstsein heute noch heißen mag und kann. Es war keine umfassende stolze Retrospektive geplant, es wurden Fragen gestellt, Aspekte angeleuchtet, Akzente gesetzt. Vier
Ausstellungsinstitutionen hatten sich zusammengefunden, Ravensburg zeigte die Anfänge, Ochsenhausen die letzten Jahre der Sezession, der Bodenseekreis präsentierte exemplarisch Werke aus
Landesbesitz, Meersburg erinnerte an "die anderen". Dadurch, dass auch die Künstlerinnen und Künstler vorgestellt wurden, die nicht Mitglied der SOB waren, ist dieser Katalog zu einem Kompendium
des letzten halben Jahrhunderts regionaler Kunstgeschichte geworden.